Ein Energiekonzept für eine Region umfasst die Untersuchung des Energiebedarfs, der Ressourcen und die gesamte Erzeugung und Nutzung aller Energieformen. Es legt somit Grundlagen für die Entwicklung der Energieversorgung auf dem Gebiet der Region und formuliert erste Handlungsschritte. Die Beschreibung der Ausgangssituation und der Handlungsmöglichkeiten stellen dabei einen wesentlichen Bestandteil dar. Auf dieser Basis setzt sich die Region ein gemeinsames Programm, das Akteure bindet und deren Kräfte bündelt sowie koordiniert. Durch einen gemeinsamen Arbeitsprozess werden Handlungsmöglichkeiten offengelegt und ein strukturiertes, an klar formulierten und mit relevanten Akteuren der Region abgestimmten Zielen bzw. Zwischenzielen ausgerichtetes und überprüfbares Vorgehen ermöglicht. Kommunen versetzen sich damit in die Lage, energetische Gesichtspunkte in ihre Planungen und Handeln mit einzubeziehen.

Die energiestrategischen Stärken und Schwächen der Gemeinden sollen im Einzelnen dargestellt und verglichen zu werden. Darüber hinaus ist es wichtig, die realisierten Maßnahmenvorschläge aus vorangegangenen Projekten zu prüfen, da diese eine Änderung im Energiebedarf, den Versorgungsstrukturen und der Ressourcenverfügbarkeit bewirken und somit auch die Potentiale für weitere Anlagen- oder Maßnahmenrealisierung beeinflussen. Aus den Ergebnissen der Zusammenführung der vorangegangenen Studien und die Erweiterung, Konkretisierung und Aktualisierung der Daten hinsichtlich der Energiebedarfs- und Verbrauchssituation sowie der aktuellen Ressourcenverfügbarkeit, soll ein Aktionsplan mit kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen erstellt werden, welche die Entscheidungsgrundlage für die Projektumsetzung dienen soll.

Regionale Energiekonzepte orientieren sich meistens an einem großräumigen, oft heterogenen Projektgebiet, an strategischen und längerfristigen (Energie-)Zielen und Weichenstellungen für die Region mit mehr oder minder starker Fokussierung auf eine langfristige Gestaltung bzw. Umsetzung unter Berücksichtigung einer aktiven Akteursbeteiligung.

So klar getrennt und einfach wie oben dargestellt, wird die Unterscheidung regionaler und kommunaler Energiekonzepte in der Praxis aber nicht möglich sein. Gerade bei den Beteiligungsverfahren und bei interkommunalen Projekten ergeben sich häufig Schnittmengen beider Ansätze. Darüber hinaus müssen bei der Erstellung eines regionalen Energiekonzepts immer die kommunalen Energiekonzepte berücksichtigt werden. Im Gegenzug wird sich ein kommunales Energiekonzept aber auch immer am großen Handlungsrahmen bereits vorhandener Konzeptionen (z.B. Regionalpläne, regionsspezifische Energiekonzepte, etc.) orientieren.

 

VISIONEN

Die letzte Vergangenheit hat gezeigt, dass viele Regionen Österreichs den Beispielen der Modellregion Güssing folgen. Es musste aber auch zur Kenntnis genommen werden, dass die vorhandenen Ressourcen immer begehrter wurden und dies nicht nur von Energieerzeugern. Noch nie dagewesene Preisschwankungen im Rohstoffbereich führten zu großen wirtschaftlichen Problemen bundesweit. In Güssing hat man diese Tatsache frühzeitig erkannt und gemeinsam mit dem nun mittlerweile internationalen Forschungsinstitut nach neuen Lösungen gesucht. In verschiedenen Projektgruppen entstanden in Kooperation mit den angesiedelten Wirtschaftspartnern neue Projektideen, um den kommenden Herausforderungen in der Energiebereitstellung gewachsen zu sein.

Die Konzentration gilt logischerweise dem Thema „kohlenstoffhältige“ Ressourcen. Das ist nach wie vor die Biomasse, aber auch andere Reststoffe des täglichen Lebens sind für unseren Energiebedarf nutzbar. Dazu war es notwendig, die in Güssing entwickelten Technologien zu erweitern und einen Umdenkungsprozess in der Versorgungsstrategie einzuleiten.

Wie bei allen Energiewenden, die mit erneuerbarer Energie im Zusammenhang stehen, ist man in erster Linie auf die örtliche Bevölkerung angewiesen. Das sind die aktuellen Endkunden und werden auch die zukünftigen Endkunden sein. Sie entscheiden letztlich, welche Energieform und welchen Energielieferanten sie verwenden wollen. Sie zahlen ja auch dafür, aber nicht mehr und nicht weniger als bisher.

Auf Basis dieser Herausforderungen wurden die Forschungsarbeiten intensiviert und führten zu konkreten Projektentwicklungen, die nun unmittelbar in der Modellregion Güssing vor der Realisierung stehen:

Biogas zum Heizen: Die Region Güssing ist sehr zersiedelt. Deshalb hatten bisher nur die Häuser in den Ortskernen die Möglichkeit eines Fernwärmeanschlusses. Nun ist geplant ein flächendeckendes Biogasnetz aufzubauen, um alle Siedlungen zu erreichen. Mit speziellen Biogasthermen werden dann die Häuser beheizt. Die Biogasanlagen werden mit sogenannten Hauptleitungen verbunden, und in den Gemeinden erfolgt der Ausbau von Ortsnetzen Dezentrale Gasspeicher sind für die Versorgungssicherheit verantwortlich

Biogas zum Tanken: Dezentrale Aufbereitungsanlagen in den Gemeinden sollen das Biogas auf Erdgasqualität bringen. Diese Anlagen sind an das Biogasnetz gekoppelt. Darüber hinaus gibt es Gastankstellen, wo die Bevölkerung, Betriebe und auch die regionale Buslinie erneuerbaren Treibstoff tanken können.

Die thermische Vergasung in Güssing wurde soweit weiterentwickelt, sodass bald eine neue Anlage – das MULTIFUEL Projekt - entstehen wird. Dort kommt es zum Einsatz vieler Rohstoffe, um dann mit dem Produktgas wie bisher Wärme und Strom, aber auch BioSNG (synthetisches Erdgas), sowie FT Treibstoffe (synthetische flüssige Treibstoffe) und Wasserstoff zu generieren.

Hauskraftwerke sind im Entstehen, die in Zukunft den eigenen Strom über PV-Anlagen, Kleinwindräder oder auch Brennstoffzellen erzeugen und in Batteriesystemen speichern, um ihn dann selber zu verbrauchen oder an das Netz zu verkaufen.

Damit die Versorgung mit Rohstoffen in der vorhandenen Vielfalt auch nachhaltig gewährleistet werden kann, ist ein kommunaler Rohstoffverband im Entstehen. In Anlehnung an den seit vielen Jahren gut funktionierenden Trinkwasser- oder Abwasserverband wird dadurch das derzeit nicht genutzte Potential an forstwirtschaftlichen, landwirtschaftlichen, kommunalen, betrieblichen und privaten Reststoffen genutzt. Die Mitarbeiter des Verbandes übernehmen die geordnete Bewirtschaftung und Zwischenlagerung bis hin zur Belieferung der Energieerzeugungsanlagen. Die Finanzierung des Verbandes ist durch den Verkauf der Rohstoffe gesichert.